Geschäftsbericht 2021

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Ergebnisse

Forschung und Entwicklung

Innovation und Nachhaltigkeit als Leitmotive der F&E-Arbeit

Digitalisierung der Produktentwicklung von hoher strategischer Relevanz

Anteil besonders nachhaltiger RESPONSIBLE Styles steigt weiter

Ziel der Forschungs- und Entwicklungsarbeit (F&E) bei HUGO BOSS ist es, Kollektionen und Produkte zu entwickeln, die höchsten Kundenansprüchen an Qualität und Passform sowie Innovation und Nachhaltigkeit gerecht werden. Diese Anforderungen stehen im Einklang mit dem strategischen Claim „Product is King“ – einem zentralen Bestandteil von „CLAIM 5“ –, der das Produkt in den Mittelpunkt der Strategie rückt. So will das Unternehmen in den kommenden Jahren verstärkt in die Optimierung des Preis-Leistungs-Verhältnisses investieren, um Premiumqualität sowie ein hohes Maß an Innovation und Nachhaltigkeit zu gewährleisten und klare Unterscheidungsmerkmale zu garantieren. Das Potenzial der Digitalisierung soll dabei entlang des gesamten Produktentwicklungsprozesses voll ausgeschöpft werden. Zudem sollen auch künftig inspirierende Kapselkollektionen und außergewöhnliche Kollaborationen mit bekannten Marken und Persönlichkeiten die Relevanz von BOSS und HUGO steigern. Konzernstrategie, „Product is King“

Forschung und Entwicklung verläuft bei HUGO BOSS entlang des Produktentwicklungs­prozesses, der die Umsetzung einer kreativen Idee in ein kommerzielles Produkt beschreibt. Die Arbeit erfolgt dabei in den drei Entwicklungszentren in Metzingen (Deutschland), Coldrerio (Schweiz) und Morrovalle (Italien). In der Konzernzentrale in Metzingen entwickelt HUGO BOSS den Großteil seiner Kollektionen. Am Standort Coldrerio werden vor allem Hemden, Strickware sowie Schuhe und Accessoires, in Morrovalle hochwertige Schuhe und Lederaccessoires entwickelt.

Produkt­entwicklungs­prozess

Produkt­entwicklungs­prozess bei HUGO BOSS

Design Forschung und Entwicklung Modellentwicklung Technische Produktentwicklung Beschaffung und Produktion

Die kreative Idee sowie die Erwartungen der Kunden stehen am Anfang des Produktentwicklungsprozesses. Unter Berücksichtigung der Markenstrategie und globaler Mega- und Fashiontrends wird ein Kollektionsthema definiert. Zur Gewährleistung einer ganzheitlichen Markenbotschaft werden Kollektion und Markenkommunikation bereits zu Beginn des Entwicklungsprozesses eng miteinander abgestimmt. Die Umsetzung der kreativen Ideen und Designs in konkrete Kollektionsinhalte berücksichtigt zudem den Abverkaufserfolg vergangener Saisons. Im konventionellen Entwicklungsprozess werden die kreativen Ideen der Designteams im zweiten Schritt in der Modellentwicklung schnitttechnisch umgesetzt. Anschließend verarbeitet die technische Produktentwicklung die Modelle zu Prototypen weiter und testet ihre Eignung im industriellen Produktionsprozess. In der konventionellen Produktentwicklung erfolgt nach der Prototypenerstellung schließlich die Anfertigung einer Musterkollektion, um sicherzustellen, dass die Produkte den hohen Ansprüchen des Unternehmens an Qualität und Passform genügen. Nach erfolgter Produktion findet abschließend die Auslieferung der Kollektionen an Großhandelskunden sowie den eigenen Einzelhandel statt.

>90 %

DIGITAL ENTWICKELTE
PRODUKTE
BIS 2025

Die Digitalisierung der Kollektionsentwicklung ist für HUGO BOSS von hoher strategischer Relevanz. So hat sich das Unternehmen zum Ziel gesetzt, im Einklang mit seinen strategischen Claims „Lead in Digital“ und „Organize for Growth“, bis 2025 über 90 % seiner Produkte digital zu entwickeln (2021: rund 50 %). Auch im Geschäftsjahr 2021 konnte HUGO BOSS die Digitalisierung der Kollektionsentwicklung wesentlich vorantreiben. So wurde die Frühjahr/Sommer-2022-Casualwear-Kollektion der Marke BOSS erstmalig vollständig digital entwickelt. Von den ersten Skizzen, der Auswahl der Materialien und Farben über das Prototyping bis hin zur fertigen Kollektion verlief der Prozess komplett digitalisiert ab. Die digitalen Arbeitsabläufe geben dem Unternehmen die Möglichkeit, in seiner gesamten Wertschöpfungskette flexibler zu agieren, die Go-to-Market-Zeit zu verkürzen und sich stärker und schneller an aktuelle Verbrauchertrends anzupassen. Mittelfristig sollen so die Vorlaufzeiten um rund 30 % gesenkt werden. Darüber hinaus kommen die digital entwickelten Styles auch vertriebsseitig zum Einsatz – etwa beim Verkauf der Kollektionen via digitaler Showrooms an den Großhandel oder aber beim „Virtual Fitting“ auf hugoboss.com.

Highlights NEW Digital – Digital Showroom (Foto)

NEW Digital

Die Digitalisierung wird der Schlüssel zu unserem Erfolg sein, denn der Kunde möchte heute in erster Linie online abgeholt werden. Indem wir Daten nutzbar machen, werden wir das Kunden­erlebnis deutlich verbessern.

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Auch bei der Reduzierung der Komplexität innerhalb der BOSS und HUGO Kollektionen konnte das Unternehmen 2021 Fortschritte erzielen. Mit der 2021 eingeführten Modular Creation Toolbox sollen künftig weitere Effizienzen etwa in Bezug auf Materialeinsatz und Schnittmuster erzielt werden. Die Toolbox dient den Produktentwicklern dabei als digitale Datenbank für Schnitte, Stoffe und weitere Komponenten, inklusive einer 3D-Visualisierung der digital entworfenen Kleidungsstücke. Durch ihren Einsatz, der zunächst bei der Entwicklung von Jersey-Produkten und Hemden forciert wird, sollen Schnelligkeit und Effizienz im Entwicklungsprozess weiter erhöht und zusätzlich der Materialeinsatz optimiert werden. Bei der Entwicklung der Herbst/Winter-2023-Kollektion sollen die mittels der Modular Creation Toolbox digital entwickelten Schnittmuster bereits mehrheitlich die Grundlage sein für die Basis- und Kernprodukte der Kollektion.

Fokusthemen in der Forschung und Entwicklung

Das Unternehmen verfolgt die klare Ambition, BOSS als 24/7-Lifestyle-Marke zu etablieren und seine Kunden für alle Trageanlässe perfekt auszustatten. Zentrale Leitmotive sind dabei Lässigkeit und Komfort. Als erster Kontaktpunkt für jüngere Konsumenten setzt HUGO auf ein breites Sortiment an trendigen und modernen Produkten, die den authentischen und unkonventionellen Stil der Marke widerspiegeln. Das Unternehmen will die Casualisierung im Produktangebot von BOSS und HUGO sukzessive vorantreiben und durch den Einsatz innovativer Materialien den Tragekomfort weiter optimieren. Die Grenzen zwischen traditioneller Business- und moderner Casualwear sollen dabei weiter aufgeweicht und das Angebot der klassischen Konfektion zunehmend um innovative Casual-Tailoring-Kombinationen erweitert werden. Im Geschäftsjahr 2021 wurde dementsprechend etwa das Produktangebot BOSS Performance gelauncht. Dieses zielt darauf ab, Formalwear-Outfits noch enger mit Sportswear-Elementen zu verknüpfen und durch den Einsatz innovativer Materialien den Tragekomfort weiter zu erhöhen. In diesem Zusammenhang hat BOSS mit der Frühjahr/Sommer-2022-Kollektion den „Air Weight Suit“ eingeführt, der sich durch ein besonders hohes Maß an Komfort und Bewegungsfreiheit auszeichnet. Aufgrund seiner materiellen Beschaffenheit ist der Anzug zudem besonders strapazierfähig und lässt sich daher etwa unkompliziert im Handgepäck mitführen. Konzernstrategie, „Product is King“

Neben den wichtigen Hauptkollektionen beider Marken, die den Kunden sowohl ein breites Sortiment an Basis- und Kernprodukten als auch eine Vielzahl saisonaler und besonders modebewusster Styles bieten, möchte HUGO BOSS im Rahmen von „CLAIM 5“ künftig einen Schwerpunkt auf besonders wachstumsträchtige Produktgruppen wie etwa Denim und Bodywear legen. Darüber hinaus sollen inspirierende Kapselkollektionen und außergewöhnliche Kollaborationen die Markenrelevanz von BOSS und HUGO steigern. In diesem Zusammenhang und zur Unterstreichung seiner Ambitionen als 24/7-Lifestyle-Marke hat BOSS gemeinsam mit der amerikanischen Sportswear-Marke Russell Athletic in 2021 zwei Kapselkollektionen entwickelt, die die hohe Kompetenz von BOSS in Sachen Konfektion mit der Sportswear-Ästhetik von Russell Athletic vereinen. Die Menswear- und Womenswear-Styles sind inspiriert vom starken Teamgeist des Sports und haben einen hohen Wiedererkennungswert. Bei jüngeren Kunden kamen die Kollektionen dabei besonders gut an. Zudem brachte BOSS im Jahr 2021 zwei Kapselkollektionen gemeinsam mit der National Basketball Association (NBA) auf den Markt. Auch hier waren es insbesondere jüngere Kunden, die die Logo-inspirierten Sportswear-Produkte sehr gut annahmen, was dem Casualwear-Auftritt der Marke vor allem im wichtigen US-Markt weiteren Auftrieb gab. Außergewöhnliche Kooperationen wie diese sollen bei HUGO BOSS auch in Zukunft entscheidend dazu beitragen, jüngere Zielgruppen zu begeistern und das große Potenzial beider Marken künftig voll auszuschöpfen.

Highlights NEW Materials – Nachhaltige Mode (Foto)

NEW Materials

Nachhaltigkeit steht im Zentrum all unserer Initiativen. Wir streben nach erstklassigen Lösungen, mit denen wir messbaren Mehrwert für die Umwelt schaffen. So wollen wir als Unternehmen Kliman­eutralität erreichen und ein durchgängiges Kreislauf­modell etablieren.

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Gleichzeitig wollen beide Marken – BOSS und HUGO – den gestiegenen Kundenanforderungen in Sachen Nachhaltigkeit bestmöglich gerecht werden. Dafür setzt das Unternehmen bei der Kollektionserstellung verstärkt auf innovative, nachhaltige Materialien und Fertigungstechniken. In diesem Zusammenhang soll auch der Anteil der besonders nachhaltigen RESPONSIBLE Styles im Produktangebot von BOSS und HUGO bis 2030 auf 60 % steigen (2021: 31 %). Einen maßgeblichen Beitrag hat im Jahr 2021 die Entwicklung des Anzugs „BOSS ONE – The Suit“ geleistet, der aus nachhaltiger Wolle hergestellt wird und dem Kunden eine lückenlose Rückverfolgung entlang der gesamten Lieferkette ermöglicht. Des Weiteren hat HUGO für die Herbst/Winter 2021 Kollektion die nachhaltige Initiative „Clean Up Your Act“ gelauncht. Unter den Produkten befanden sich Parkas aus upcycelten und wiederverwendeten Stoffresten sowie Sportbekleidung aus nachhaltiger Baumwolle. Für 2022 plant BOSS anlässlich des World Water Day im März eine „Less Water“-Kapselkollektion, die sich durch den Einsatz umweltschonender und wassereinsparender Materialien auszeichnen wird. Mit dem Ziel die Innovationskraft und Nachhaltigkeit seiner Marken weiter voranzutreiben, ist HUGO BOSS zudem Anfang 2022 eine langfristige, strategische Partnerschaft mit HeiQ AeoniQ eingegangen. Im Mittelpunkt dieser Partnerschaft steht die Herstellung eines nachhaltigen, kreislauffähigen und recycelbaren Zellulosegarns, mit dem Ziel Fasern auf Erdölbasis, wie etwa umweltschädliches Polyester und Nylon, zu ersetzen. Nachhaltigkeit

F&E-Kennzahlen

In den Kreativ- und Entwicklungsabteilungen von HUGO BOSS arbeiten überwiegend Modedesigner, Schneider, Schuh- und Bekleidungstechniker sowie Ingenieure. Zum 31. Dezember 2021 belief sich die Anzahl der Mitarbeiter im Bereich Forschung und Entwicklung auf insgesamt 606 (2020: 543).

F&E-Aufwendungen

2021 2020 2019 2018 2017 65 63 63 58 57 in Mio. EUR in % 2,3 2,3 2,3 3,0 2,1

Mit 72 % machten die Personalaufwendungen im abgelaufenen Geschäftsjahr den größten Teil der Forschungs- und Entwicklungs­aufwendungen aus (2020: 76 %). Der Rest entfällt im Wesentlichen auf sonstige Abteilungsaufwendungen. Auch im Jahr 2021 wurde der Großteil der Kosten für Forschung und Entwicklung zum Zeitpunkt der Entstehung als Aufwand erfasst. Die produktionsbezogenen Entwicklungsaufwendungen sind darüber hinaus in den Herstellungskosten der Vorräte enthalten. Aufgrund der kurzen Produktlebenszyklen wurden keine Entwicklungskosten als selbsterstellte immaterielle Vermögenswerte aktiviert.